HAUSMUSEUM Otzenrath/Hochneukirch



Pergamentpapier-Abdruck von Brezeln und Weihnachtsgebäck aus dem Backofen meiner Schwester Frike Dörr, Foto: Sammlung Hausmuseum


Der Schneebesen war früher ein Symbol für die Rolle der Frauen im Haushalt. In meiner Sammlung präsentiere ich verschiedene Versionen des Schneebesens, die die Entwicklung und Vielfalt dieses Geräts verdeutlichen. Von traditionellen Ausführungen bis hin zum modernen Rührfix und Radschneeschläger (Rädchen) decke ich die Geschichte und Veränderung der Haushaltsgeräte ab.

Ein besonderes Stück in meiner Sammlung ist der Urschneebesen, aus kleinen Ästen, der als archaische Form in verschiedenen Varianten die Entwicklung der Schneebesen verdeutlicht. Neben dem Schneebesen umfasst meine Sammlung auch weitere Haushaltsgeräte, die einen Einblick in die Vergangenheit geben. Dazu gehören Bügeleisen-Halter mit verschiedenen Mustern aus Eisen, darunter auch solche mit dem Reichsadler (politische Manipulation) oder floralen Motiven. Ich präsentiere insgesamt 47 Reiben, um die Entwicklung dieses Geräts zu veranschaulichen, angefangen von der einfachsten, archaischen Form mit Löchern aus Nägeln bis hin zu kleinen Muskatreiben.

Des Weiteren umfasst meine Sammlung 24 Tortenschneider, Kuchenformen, einen Fleischwolf, der sowohl für Spritzgebäck als auch zur Herstellung von Wurst verwendet wurde, und eine alte Küchenwaage. Besonders faszinierend sind für mich die Gewichtsanzeigen der Küchenwaage (Marktwaage), die schon in meiner Kindheit meine Fantasie angeregt haben. Dieses Stück stammt noch von meinen Urgroßeltern.

Weitere interessante Objekte in meiner Sammlung sind eine Brotschneidemaschine, ein Hackbrett, Tortenuntersetzer aus Emaille und ein Pergamentpapier-Abdruck einer Brezel aus dem Backofen meiner Schwester. Auch mehrere Eisengeräte mit Schüttvorrichtung, mit der Lebensmittel wie Zucker, Mehl oder Salz aus Töpfen oder Säcken in Tüten gefüllt wurden, sind Teil meiner Sammlung. Früher waren diese in einer Bäckerei mit Lebensmittelladen, die sich gegenüber von unserem Zuhause befand. Für besondere Anlässe und Jahreszeiten gibt es in der Hausmuseums-Sammlung auch spezielle Backformen, wie zum Beispiel Lämmchen zu Ostern, Hasen, Hühner und Nikolausfiguren, „Bethlehemsterne“ und Weihnachtsmänner (Weihnachtsfrauen gab es nie). Muschelformen für das ganze Jahr, eine Fischform und kleine Weihnachtsfrauen und -männer ergänzen die Vielfalt der Backformen meiner Sammlung.

rechts: Balken, an dem Onkel Wilhelm Jansen für jede seiner Kühe einen Nagel eingeschlagen hat. Er war im ersten Beruf Prokurist einer großen Textilfirma in Otzenrath und suchte einen Berufswechsel


Zu den weiteren Objekten gehören ein Einsatz für Spritzgebäck, ein Kirschentkerner, Kaffeefilter in verschiedenen Größen, eine alte Feldflasche für die Feldarbeit und eine Wärmhalteflasche bzw. Trinkflasche aus der Fabrik meines Vaters, die den Kaffee den ganzen Tag warm hielt. Ein kleiner Bügeleisenständer mit einem Mädchennamen weckt Erinnerungen an meine Frühkonditionierung in der Jugend in Bezug auf Haushaltsarbeiten. Darüber hinaus umfasst meine Sammlung eine große Milchkanne für den Außenbereich sowie Jötschklompen (siehe Umschlag). Diese besondere Gartengerätschaft diente früher der Entsorgung von Fäkalien und wurde einmal jährlich zur Düngung des Selbstversorgergartens verwendet. Die Geschichte vom Pisspott (Nachttopf) über das Plumpsklo bis hin zum Einsatz im Garten veranschaulicht den Wandel des Alltagslebens im Zusammenhang mit der Müllentsorgung.
Insgesamt bietet meine Sammlung einen Einblick in die Entwicklung der Haushaltsgeräte und die Bedeutung, die sie im Alltag früherer Zeiten hatten. Sie erzählt auch Geschichten von Verwandtschaft und dem Zuhause sowie von der Frühkonditionierung kleiner Mädchen durch bestimmte Geräte wie den Kinderschneebesen oder den von Oma Riekchen selbstgebauten Schneebesen aus Ästen.

Außerdem befindet sich in der Sammlung ein Kultivator. Mit diesem Kultivator wird der Boden für die Aussaat vorbereitet oder bzw der Acker zwischen den Pflanzen gelockert. Darüber hinaus wird der Kultivator eingesetzt, um Unkraut zu entfernen.

Durch die Präsentation und Dokumentation dieser Objekte möchte ich die Vergangenheit lebendig halten und die Wertschätzung für die Entwicklungen im Bereich der Haushaltsgeräte fördern.

 
Kultivator

Wie frühe Funde belegen, ist der Kultivator nah der Egge das zweitälteste Ackerbaugerät der Menschheit und ebenso eine der wichtigsten. Seine Entstehung verdankt er einer verzweigten Astgabel, die in Urzeiten der Bearbeitung des Ackerbodens diente. Bis heute bestehen hoch technisierte Maschinen für diese Arbeit, auch für riesengroße Flächen immer noch aus vielen einzelnen motorbetriebenen kleinen Eisen-„Astgabeln“. Im Hausgarten wurde/wird der Kultivator bis ca. in die 1960er Jahre, gelegentlich heute noch- von Menschenkraft gezogen. Mit der Technisierung im Garten- und Landschaftsbau eroberten die elektrischen und benzingetrieben „Krachmacher“ immer mehr den Privatgarten. Für fast alle Gartenarbeiten, jedes Hälmchen und Erdbröckchen wird manchmal mit sehr viel Getöse bearbeitet. Fast immer rattert es irgendwo. Ja, für manche Zeitgenossen und Zeitgenossinnen scheinen die lauten Geräte eine gewisse Anziehungskraft bzw. Erotik zu besitzen.

Lieblingsgerät meines Großvaters

Der Kultivator war das Lieblingsgerät meines Großvaters in unserer kleinen Subsistenzwirtschaft (fast Selbstversorger). Dieses Gerät trug wesentlich zu unserer Lebenshaltung bei, besonders in Notzeiten. Das habe ich noch sehr gut in Erinnerung. Ein Kultivator war nicht nur der Gartenkultur vorbehalten, sondern — wir haben es ja geahnt — auch der Kultur im Sinne von höheren geistigen Werten ... Schon allein deswegen gehört er ins Museum ... Im antiken Griechenland war er eine Person, die das geistige Leben bestimmte. Sicher gab es auch Kultivatorinnen. Die uns jedoch meist vorenthalten blieben.

Alexander der Große

Im Jahre 324 vor unserer Zeitrechnung war Alexander der Große ein Kultivator und Zivilisator. Grabmale aus vorhellenistischer Zeit geben davon noch heute Zeugnis. Solche Denkmäler dienten der „Vergottung“ wie in diversen Lexika zu lesen ist. Sollten wir damals da noch auf dem Bärenfell gelegen haben? Zurück auf den Teppich bzw. den Acker in die heutige Kulturlandschaft und ein Blick über den kulturellen Gartenzaun. Menschen, die in der heutigen Kultur „umgraben“ und „düngen“ bzw. bewegen, könnten wir ja auch als KultivatorInnen bezeichnen.
 



Einmachgläser aus den achtziger Jahren
mit und ohne Gummiringe und Einkochbügeln


Mirabellen, kleine Gürkchen, Weißkohl gehobelt (Kappes)


Fitschebohnen, vom Hobelbrett, gehobelt
Rosenkohl, (Puppenkappes/Krefeld)
Strauchbohnen