präambel

ein museum ist ein museum. es sei denn, das haus ist ein museum und das museum ein haus. dann ist es ein hausmuseum oder ein museumshaus. wenn in dem haus menschen wohnen und wohnten, scheint es mehr haus, doch wenn menschen wohnen, sammeln sich dinge an und so wird das haus zum museum. was sind das nur alles für dinge? geschichten, bilder, vergangenes, erzähltes, erinnertes, behaltenes, gewusstes, vergessenes, verflossenes, unverdrossenes, wesendes, seiendes, weiter seiendes, weiter fließendes, immer neu und immer alt und immer gegenwärtig dann, wenn man ihm gegenwart zugesteht, ihm einen ort schafft, ein haus, ein museum, ein hausmuseum. ein haus, das die zeit birgt, ein haus, das die zeit hegt, ein haus, das gegenwart und zukunft ihre gründe spiegelt, ein haus, das zum spielraum, zum denkraum wird und ein lebensraum ist. was könnte zukunft sein, wenn sie die gegenwart nicht begreift und die vergangenheit nicht kennt. vergangenheit, gegenwart und zukunft – sie alle sind sprache, sie alle sind bild, sie alle sind in den gedanken und in den dingen, denn dinge sind gedanken und gedanken sind dinge. nur so geht es weiter voran, nur so geht es weiter zurück, nur so geht es. und leute, die denken, die sich ein bild machen, die das gedachte aufschreiben, das ersonnene erzählen, die mit dem körper etwas zeigen oder mit dem, was sie tun, die zeigen, dass alles auch ganz anders sein könnte, dass alles vielleicht ganz anders ist, dass alles vielleicht ganz anders sein sollte, dass alles vielleicht ganz anders wird, solche leute, die etwas aufzeigen wollen, das vermutlich größer ist als sie selbst, solche leute brauchen einen raum, brauchen ein haus, ein museum. darin können all diese ideen sein und gedeihen, ein panorama des möglichen, des fantastischen, des realistischen, des fiktiven, des imaginären, des illusionären, simulakren, schein und materialität, alles paart sich in einer mystischen vereinigung. und wer weiß schon, was daraus wird? wer weiß schon, welcher impuls welche ursache zeitigt? welch kleine oder welche große wirkung aus einer großen oder kleinen ursache folgt? warum machen wir das denn alles, wenn wir nicht denken, dass es etwas bewirkt? wozu leben, wozu arbeiten, wozu schaffen und kreieren, wenn nichts daraus folgt? doch es folgt etwas, es folgt immer etwas, und deshalb geht es immer weiter, deshalb stirbt die hoffnung nie und nicht die utopie. sie sterben nicht wegen derer, die hoffen, und derer, die noch utopien entwerfen. hoffnungen und utopien sind nicht alles, aber ohne sie wäre alles nichts. ohne sie wäre der raum ein leerer raum, lautlos wie das weltall. damit der raum kein leerer raum ist, bedarf es einer begrenzung. es bedarf eines hauses, eines besonderen hauses, eines hauses, das ein raum ist für geschichte und geschichten, für erzählen und erzähltes, für das vergessene und das erinnerte, ein haus für utopien und hoffnungen, so ein haus ist ein haus, das ein museum ist (aber auch ein lebensraum), so ein museum ist ein haus, das ein haus ist (aber auch ein gedankenort). dann und nur dann, wenn es das alles ist, ist ein haus ein museumshaus und ein museum ein hausmuseum.

enno stahl, 13.9.2023